Die vor rund 150 Jahren errichtete Eisenbahnstrecke Ruhrgebiet-Emden bildete in Lingen eine starke innerstädtische Zäsur. Durch den Neubau der großzügig angelegten Fuß- und Radwegeunterführung wurde die Trennung aufgebrochen, gleichzeitig wird mit der Unterführung eine Anbindung an den neuen Mittelbahnsteig der DB über Treppe und Aufzug ermöglicht.
In einfachen geometrischen Formen und angemessenen Proportionen wurde eine stadträumliche Vernetzung geschaffen. Oberstes Ziel der Planung war, durch ein entsprechendes Gestaltungs- und Beleuchtungskonzept eine sichere Atmosphäre und große Offenheit am Tage wie in der Nacht zu schaffen.
Aufgrund der Lage auf einem ehemals industriell genutzten Gelände mit den noch bestehenden massiv wirkenden Eisenbahnhallen erfolgte die Gestaltung der Unterführung, Fahrradstation und vegetativen Elemente in einfachen und klaren Geometrien, die in ihrer reduzierten Materialität aus Beton, Glas und Stahl ihre Entsprechung finden.
Da die Verbindung beider Stadtteile auch gestalterisch umgesetzt werden sollte, wurden die Pflanzbastionen auf beiden Seiten der Unterführung mit den für Industrieflächen charakteristischen Birken hainartig bepflanzt, die durch eine hinterleuchtete Glaswand über die gesamte Länge thematisch verbunden wurden. Aufgrund der Besonderheit, dass der Großteil der Rampen im nicht überdeckten Bereich liegt, wurde eine Glaswand gewählt, die sowohl tags als auch nachts die Thematik des Birkenhains widerspiegelt.
Dabei wurde insbesondere das Spiel aus Licht und Schatten, die Tiefe der Ebenen und der Reflexionen zum entwurfsbestimmenden Element.
Bauvorhaben: Neubau Unterführung Bahnhof Lingen
Auftraggeber: Stadt Lingen
Zeitraum: 2006–2007
Leistungsphasen: 1-8
Fotograf: Roland Borgmann, Münster I VICKERS ARCHITEKTEN BDA
Auszeichnungen:
2010 Weser-Ems-Preis für Architektur und Ingenieurbau 2010, 1. Preis
2008 Nominierung Renault Traffic Future Award 2008